Inhaltsübersicht
Autor
Claudia Oberdörffer
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„Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“ André Gide
Der Begriff Mindset bündelt unsere innere Haltung, Gelerntes, Erprobtes, unsere Grundeinstellungen und persönlichen Werte. Er beeinflusst, wie und welche Informationen wir aufnehmen, abspeichern und bewerten. Mithin also all das, was wir auch bezogen auf das Berufsleben, als Erfahrung verbucht haben und uns als persönliche, verlässliche Richtschnur gilt. Hybrides Arbeiten, dezentral arbeitende MitarbeiterInnen, digitale Teamführung, physische Distanz, technische und organisatorische Hürden, fordern nun von Führungskräften die Bereitschaft zum Umdenken und zur Agilität. Digitale Führung heißt Flexibilität, sich von starren Prinzipien und Handlungsweisen verabschieden und bisher gültige Denk- und Handlungsmuster abzulegen. Veränderung wird zum „New Normal“ des Arbeitsalltags. Agiles Mindset eröffnet die Möglichkeit, Chancen schneller zu ergreifen, schafft neue Perspektiven und fördert Innovationen wie auch Kreativität.
„Niemand weiß, was er kann, bis er es probiert hat.“ Publilius Syrus
Linkshänder oder Rechtshänder? Ambidextrie ist ursprünglich ein medizinischer Fachbegriff. Er bezeichnet die Beidhändigkeit, genauer die gleich ausgebildete Geschicklichkeit beider Hände. Bereits in den 1970er Jahren wurde er auch im ökonomischen Kontext verwendet und ist im Zusammenhang mit der digitalen Transformation und der virtuellen Führung aktueller denn je. Er umschreibt die Anforderung an Unternehmen und vor allem an Führungskräfte gleichzeitig effizient und flexibel zu sein, strategisch und operativ zu managen, unternehmerische Vorgaben und Ziele zu definieren sowie parallel eine offene Innovationskultur zu etablieren und zur Selbstorganisation zu motivieren. Herausfordernd dabei ist, dass all dies in einem Spannungsverhältnis oder scheinbar gar widersprüchlich zueinanderstehen kann. Ambidextrie ist die Fähigkeit zu erkennen, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt und das Handling von scheinbar Gegensätzlichem zu neuen Ideen und kreativen Lösungen führen kann.
„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.“ Max Frisch
Auch Führungskräfte sind in erster Linie Menschen, die zunächst den gleichen Belastungen ausgesetzt sind wie die Mitarbeitenden, die sie führen. Ad hoc müssen sie lernen, aus dem Homeoffice diese Teams zu koordinieren und emotionale Unterstützung geben sowie Aufgaben zu verteilen und dabei stabile Prozessabläufe zu gewährleisten. Das man auch selbst um das innere Gleichgewicht ringt, ist verständlich. Hier kommt die Resilienz ins Spiel. Ursprünglich aus der Werkstoffkunde kommend, bezeichnet sie die Fähigkeit eines Stoffes, nach einer Verformung wieder in seine Form zurückzukehren. Der Vergleich erklärt sich von selbst. Sie ist aber weder angeboren, noch ein individuelles Talent. Eher lässt sie sich erlernen und stärken durch Akzeptanz der “Ist-Situation”, Steigerung der persönlichen, geistigen und emotionalen Flexibilität und vor allem durch den stetigen Blick auf Positives und das bisher Erreichte. Diese Charaktereigenschaften machen Führungskräfte widerstandsfähiger und krisenfest und lassen sie gestärkt aus ihr hervor gehen. Resilienz färbt ab, starke Führungskräfte sind Vorbild, vermitteln Orientierung und nehmen die Unsicherheit. So entstehen erfolgreiche Teams.
„Motivation ist die Fähigkeit, Fähigkeiten zu mobilisieren.“ Prof. Dr. Quadbeck-Seeger
Mitarbeitende führen unter „New Work“ Bedingungen heißt:
Aber auch Freiräume schaffen für selbst gesteuertes Arbeiten, Raum geben für Kreativität, Respekt zollen, Förderung der Selbstverantwortung und das Wissen um die Kompetenz jedes Einzelnen. Auch virtuelle Teams müssen sich erst finden. Dies impliziert die Bereitschaft zu lernen und offen für Fehler zu sein, auch für die eigenen. Die Lösung heißt Vertrauen statt Kontrolle und ist die größte Motivationsquelle. Motivierte Mitarbeitende formieren sich zu einem starken Team, sind offen für Veränderungen und bereit, neue Herausforderungen anzunehmen.
„Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Kaiser Wilhelm II
Der Mensch bleibt zentraler Akteur – auch in der Arbeitswelt der Zukunft aber die Anforderungen an ihn werden zunehmend höher. So hybrid wie sich die verschiedenen Arbeitsmodelle darstellen, so ambivalent werden sie von den Akteuren wahrgenommen. Virtuelle Meetings, digitales Dokumentenmanagement oder Cloud-Workspaces sind nur einige digitale Tools, die hybrides Arbeiten möglich machen. Der Umgang mit ihnen ist für viele Mitarbeitende, vorrangig jüngere oder IT-affine, völlig selbstverständlich. Sie verfügen über entsprechende digitale Kompetenzen, empfinden das Arbeiten im Homeoffice als effizient, selbstbestimmter und weniger emotional erschöpfend. Andere tun sich nicht nur schwer, sondern sind überfordert und entwickeln ein hohes Stress- und Erschöpfungspotential. Wir haben über Jahrtausende gelernt, unsere Umwelt mit allen Sinnen wahrzunehmen. Was wir im Besprechungsraum oder in der Kaffeeküche ganz nebenbei und unbewusst wahrnehmen, verlangt in der virtuellen Besprechung Höchstleistung. Wenn die KollegInnen nur noch als Kachel sichtbar sind und der direkte Augenkontakt fehlt, gehen essenzielle Merkmale der zwischenmenschlichen Kommunikation verloren. Nur wenn sich alle Mitarbeitenden auf dem Weg mitgenommen und im virtuellen Miteinander beachtet fühlen, ist Teamwork auf Distanz auch erfolgreich.
„Deine menschliche Umgebung ist es, die das Klima bestimmt.“ Mark Twain
Digitale Führung beschreibt lediglich die Art der Führung unter bestimmten technischen Bedingungen. Der menschlichen Führung kommt noch immer eine hohe Bedeutung zu. Der gute Draht zu den Mitarbeitenden in der drahtlosen Kommunikation bedarf einer großen Sensibilität. Menschen sind soziale Wesen, anhaltende Distanz zu anderen gehört nicht zu ihren primären Fähigkeiten. So ist es wichtig, dass Führungskräfte neben dem Workflow auch den Socialflow im Auge behalten. Gibt es Spannungen im Team, zum Beispiel weil ein Teil der Mitarbeitenden im Homeoffice arbeitet und andere vor Ort sein müssen? Fühlt sich jemand überfordert oder isoliert? Digitale Führung bedeutet daher auch Formate zu schaffen, die Raum für Informelles und ein soziales Miteinander bieten. Eine After-work Teamrunde zum lockeren, privaten Austausch ist ebenso wichtig, wie die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch unter vier Augen. Es gilt eine Atmosphäre zu schaffen, die Lust auf den Wandel macht und das Wir-Gefühl zusätzlich verstärkt.
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