Inhaltsübersicht
Autor
Veit Köster
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“Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
Werd ich nun nicht los.“
Wie der Zauberlehrling in Goethes gleichnamigem Werk fühlen sich viele Menschen in Zeiten von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz (KI) überrumpelt und erschlagen. Bereits zur Zeit des großen Denkers gab es mit der Erfindung der Dampfkraft eine revolutionäre Veränderung. Wie alle weiteren Industrialisierungssprünge – sei es die Massenproduktion, die Automatisierung oder wie wir sie zurzeit erleben, die Digitalisierung – sind alle Entwicklungen immer einher gegangen mit einer gesteigerten Produktivität, wie auch mit Ängsten.
Die Steigerung der Produktivität hat angesichts des Fachkräftemangels und der Überalterung der Gesellschaft große Relevanz. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht bis 2035 von einem Verlust an Arbeitskräften in Höhe von etwa 7 Millionen aus. Es führt kein Weg daran vorbei, neue Technologien zu adaptieren. Doch welche Folgen hat das für die Mitarbeitenden? Wie gelingt es Great Place to Work®, dass eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit nicht in Gefahr gerät? Dabei ist die rasende Geschwindigkeit der Industrialisierung 4.0 eine besondere Herausforderung, im Unterschied zu vorhergehenden Veränderungen.
Die damit verbundenen Ängste und Unsicherheiten der Mitarbeitenden lauten folgendermaßen:
Diese durch Intransparenz und Wissensmangel ausgelösten Sorgen haben einen unmittelbaren Einfluss auf das „Well-Being“ der Mitarbeitenden. Deshalb ist bei der Einführung und der Distribution von neuen Technologien das Transportieren von Sinnhaftigkeit, ein Kommittent der Mitarbeitenden und ein heuristisches Verstehen entscheidend. Nur so ist es möglich, den Mitarbeitenden die Unsicherheiten und Ängste zu nehmen und diese in Begeisterung und Zufriedenheit umschlagen zu lassen. Die Führungskräfte spielen in der Digitalisierung der Arbeitswelt eine verantwortungsvolle Rolle. Sie können die Mitarbeitenden in dem Prozess eng begleiten und diesen positiv gestalten.
Im Folgenden stellen wir, die von Mitarbeitenden am wichtigsten empfundenen Gefahren ihren Gegensätzen gegenüber, mit dem Ziel Handlungsempfehlungen aufzuzeigen. Hierbei nehmen wir besonders Bezug auf die Herausforderungen durch die künstliche Intelligenz.
Ganz im Sinne einer ‚schöpferischen Substitution‘ können Unternehmen durch die Anwendung von künstlicher Intelligenz die Produktivität, die Innovationskraft und die Qualität der Arbeit steigern. Repetitive Arbeit kann übernommen, kreative Arbeit unterstützt und Suchkosten verringert werden. Dieser Prozess bedarf einer unternehmensinternen Begleitung und Vermittlung. Hierfür ist es wichtig, den Mitarbeitenden beim informellen Lernen am Arbeitsplatz zu unterstützen, gezielt weiterzubilden und Qualifikationen anzupassen. Somit wird der Wettbewerbsdruck und die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust produktiv kanalisiert.
KI basierende Lernplattformen gewinnen in Zukunft an Bedeutung und verändern nicht nur den Bildungsalltag fundamental, sondern halten ebenfalls in Unternehmen Einzug. Es ist unumgänglich, dass Experten die Mitarbeitenden aller Alters- und Qualifikationsstufen schulen. Sie können z.B. Gruppensupervision anbieten, um sich über Erfahrungen und Gefahren austauschen zu können und Best-Practices zu entwickeln. Wie auch bei dem Digitalisierungsschub durch die Pandemie dürfen etwaige Folgen der Reduktion direkter zwischenmenschlicher Interkation nicht unterschätzt werden. Diese müssen intern realisiert und proaktiv abgefangen werden.
Generative künstliche Intelligenz ermöglicht es, Mitarbeitenden mit relativ wenig statistischem Vorwissen komplexe Fragestellungen zu analysieren. Der Arbeitgeber hat dafür Sorge zu tragen, dass eine Sensibilität für den Datenschutz geschaffen, die Analysemethoden korrekt vermittelt und die Ergebnisse entsprechend interpretiert werden. Nur so können Unternehmen den Mitarbeitenden Sicherheit verschaffen und Folgeschäden für das Unternehmen vorsorglich vermeiden.
Die künstliche Intelligenz wird in Zukunft zunehmend Tätigkeiten im Unternehmen übernehmen oder sie unterstützen. Hierbei ist es wichtig, immer vor Augen zu haben, dass neuronale Netze bisher eine BlackBox sind und viele eine Zufallskomponente besitzen. Mitarbeitende sollten deshalb eine gesunde und kritische Reflektion erlernen und eine Sensibilität für den Umgang mit KI-Tools entwickeln. Damit können Unternehmen einer möglichen Dequalifizierungstendenz mit neuem Know-How aktiv entgegentreten.
Die Digitalisierung, insbesondere im Kontext der künstlichen Intelligenz, wurde in Bezug auf die Mitarbeitendenzufriedenheit mehrdimensional betrachtet. Zwar kann in solcher Kürze nicht in umfänglicher Tiefe in die Thematik eingestiegen werden. Allerdings lassen sich grundsätzliche Handlungsempfehlungen und Entwicklungstendenzen aufzeigen. Im Unternehmen müssen sich die verschiedenen Akteure die Zeit nehmen, um die Auswirkungen von KI und Digitalisierung auf die Mitarbeitenden zu verstehen. Sie können Konzepte entwickeln, um den negativen Aspekten entgegenzuwirken und in positive umschlagen zu lassen. Hier können, beispielsweise sogenannte KI-Scouts, eine tragende Rolle spielen, die diese Aufgabe im Unternehmen übernehmen. Neben interner Kompetenz stehen auch extern entsprechende Beratungen und Qualifizierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir sind in der Verantwortung die Mitarbeitenden zu begleiten, sie beim Lernen zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam Perspektiven zu entwickeln, um ihnen die Unsicherheit zu nehmen. Somit geben wir ihnen die Möglichkeit, künstliche Intelligenz als Tools für sich und das Unternehmen zu verwenden und dadurch ein Teil der Entwicklung zu sein.
„Denn als Geister
Ruft euch nur zu seinem Zwecke
Erst hervor der alte Meister.“
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