Female Lifecycle Management: Wie Unternehmen zum Besten Arbeitgeber für Frauen werden können

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Julia Hofsendermann

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Frauen haben längst nicht die Hälfte des Kuchens. Noch immer sind sie in Führungsetagen unterrepräsentiert, übernehmen den Großteil der Care-Arbeit und Themen wie Zyklus, Menopause und Kinderwunsch bleiben in Unternehmen nach wie vor Tabus. Auf dem Culture Connect Summit 2025 von Great Place To Work präsentiert Multigründerin und Expertin für weibliche Gesundheit Julia Neuen wie es anders geht: Mit dem Konzept des Female Lifecycle Managements (FLM) stellt sie einen praxisnahen und datenbasierten Ansatz vor, der Organisationen zu besseren Arbeitgebern für Frauen macht. Der Saal ist bis zum letzten Platz gefüllt – die interaktiven Statistiken zum Thema Frauen und Work Life Balance von Frau Neuen beeindrucken so sehr, dass auch die männlichen Teilnehmenden erstaunt sind. Der Ansatz ermöglicht nachhaltige Frauenförderung in Unternehmen und kann sich messbar positiv auf Mitarbeiterbindung, Fachkräftesicherung und Unternehmenskultur auswirken.

Female Lifecycle Management: Eine neue Perspektive auf Frauenkarrieren

Karrieren von Frauen verlaufen weitaus seltener als bei Männern geradlinig, was auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden kann. Der Vortrag von Julia Neuen auf dem Culture Connect Summit 2025 hebt hervor, dass weibliche Biografien oft von diversen Ereignissen und Veränderungen  geprägt sind. Dies sind zum Beispiel Kinderwunsch, Fehlgeburten, Schwangerschaft und Geburt, kleine Kinder, Elternzeit, Pflege von Angehörigen oder Wechseljahre und Menopause.

Entsprechende Lebensereignisse und -phasen wirken sich auf die berufliche Entwicklung aus. Trotzdem werden diese meist nicht angesprochen und viele HR-Modelle basieren noch immer auf traditionellen Karrierebildern, die von einem kontinuierlichen Aufstieg geprägt sind. So entstehen ‚blinde Flecken‘ in der Arbeitskultur, die die Lebensrealitäten von Frauen nicht berücksichtigen. Tatsächlich geben 85% von Frauen an, dass sie ein Unternehmen verlassen würden, wenn es nicht familienfreundlich wäre. Female Lifecycle Management (FLM) kann hier ansetzen, um echte Vereinbarkeit, Wertschätzung und Teilhabe von Frauen an der Arbeitswelt über alle Lebensphasen hinweg zu ermöglichen.

Vom Tabu zur Strategie: Daten schaffen Orientierung

Female Lifecycle Management setzt es sich zum Ziel, eben dies zu ermöglichen – insbesondere durch einen Dreischritt aus Awareness, Analyse und strategischem Handeln.

  • Awareness: Zum einen müssen Themen wie Kinderwunsch, Fehlgeburten und Menopause sichtbar werden, statt diese zu tabuisieren. Dies gelingt über Vorträge, interne Formate und Safe Spaces, die den Austausch ermöglichen und solche Angelegenheiten in den Vordergrund stellen.
  • Analyse: Individuell wird in den Unternehmen konkret nach Fluktuationspunkten und ‚Pain Points‘ gesucht (z.B. unzureichende Unterstützung von Familien, fehlende AnsprechpartnerInnen für Themen rund um weibliche Gesundheit etc.), um im darauffolgenden Schritt Handlungsstrategien zu formulieren. Wichtig ist hierbei, dass FLM kein ‚one size fits all‘ Ansatz ist. Alle Unternehmen sind einzigartig und Handlungsansätze können sehr verschieden aussehen.
  • Strategie: Basierend auf der Analyse werden gezielt Maßnahmen entwickelt, so zum Beispiel lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle, Benefits rund um die Familienplanung, sowie AnsprechpartnerInnen für sensible Themen und Lebenslagen, um die Firma zu einem Top Arbeitgeber für Frauen zu machen.

Diese Bausteine führen nicht nur zu mehr Gleichstellung und Gendergerechtigkeit, sondern können auch wirtschaftliche Ziele erfüllen: Frauen bleiben länger in Unternehmen, bringen sich engagierter ein und das Unternehmen wird zum Magnet für verschiedenste Talente.

Nicht gegeneinander, sondern miteinander: Frauenförderung neu denken

Eines wurde im Vortrag besonders deutlich: FLM ist nicht nur für Frauen, sondern ein moderner Ansatz, der die Vielfalt und das Miteinander von allen ins Zentrum rückt. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und internationalem Wettbewerb kann dies zum entscheidenden Vorteil werden.

Das Ziel ist nicht nur, einzelne Mitarbeitende zu sensibilisieren, sondern Strukturen zu schaffen, die auch über Einzelpersonen hinauswirken und in die Organisationsentwicklung eingehen. Dadurch gelingt es, nicht nur weibliche Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, sondern insgesamt eine widerstandsfähige und vielfältigere Organisation zu werden.  Im Best-Practice Vergleich helfen solche Strukturen nachweislich dabei, zu den von Great Place To Work ausgezeichneten Besten Arbeitgebern für Frauen zu zählen.

Fazit: Wer die Lebensphasen von Frauen ernst nimmt, sichert sich die Zukunft

Ob Schwangerschaft, Kinderwunsch oder Menopause: diese Themen bilden die Realitäten von vielen weiblichen Mitarbeitenden. Sie zu ignorieren, kostet Arbeitgeber Talent, Erfahrung und Engagement.

Female Lifecycle Management schafft nicht nur Bewusstsein für diese Themen, sondern ermöglicht eine klare und datenbasierte Handlungsstrategie. Es stärkt die Firmenloyalität, senkt Fluktuation und macht Unternehmen langfristig attraktiver für alle Mitarbeitenden.

1. Welche Maßnahmen existieren zur Frauenförderung in Unternehmen?

FLM verfolgt den Ansatz, dass jedes Unternehmen individuelle Maßnahmen auf Basis ihrer bisherigen ‚blinden Flecken‘ hinsichtlich Frauenförderung ergreifen sollte. Dies umfasst viele verschiedene Initiativen, die über reine Statistiken wie die Frauenquote hinausgehen (z.B. lebensphasenorientierte Arbeitszeit oder Benefits rund um Familienplanung).

2. Wie binde ich (weibliche) Mitarbeitende an meine Firma?

Der Dreischritt aus Awareness, Analyse und Strategie zeigt, dass es zunächst wichtig ist, bisherige Tabuthemen zu weiblicher Gesundheit sichtbar zu machen und blinde Flecken im Unternehmen zu finden, um diese strategisch angehen zu können. Die entstehenden Maßnahmen sollten darüber hinaus langfristig in die Organisationsentwicklung eingehen, statt von Einzelpersonen abhängig zu sein.

3. Was ist ein Bester Arbeitgeber für Frauen?

Great Place To Work® zeichnet seit diesem Jahr Unternehmen aus, die Frauen echte Perspektiven mit fairen Chancen, Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Mehr zu den Voraussetzungen und den diesjährig ausgezeichneten Firmen findet sich hier.

4. Was sind geeignete Maßnahmen zur Mitarbeitendenbindung?

Gezielte Frauenförderung durch individuell angepasste Maßnahmen kann maßgeblich zu einer längerfristigen und nachhaltigen Mitarbeitendenbindung beitragen. Wie genau diese Maßnahmen aussehen können, zeigt sich im Female Lifecycle Management (FLM) durch eine genaue Analyse des Ist-Zustands im jeweiligen Unternehmen, auf dessen Basis verschiedenste Lösungsansätze zur Besserung formuliert werden. Eine Zentrierung von Vielfalt und Miteinander wirkt sich darüber hinaus nicht nur positiv auf Frauen, sondern auf alle Mitarbeitenden aus.

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