Mit Baby im Bundestag – ein starkes Bild, aber noch nicht genug

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Dr. Karsten Schulte-Deußen

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Als die Abgeordnete Hanna Steinmüller kürzlich mit ihrem Baby in der Bauchtrage im Bundestag ans Rednerpult trat, war das nicht nur ein persönlicher Moment, sondern auch ein politisches Statement. Schon früher hatte Anton Hofreiter sein Kind zu einer Ausschusssitzung mitgebracht. Diese Bilder zeigen: Elternschaft und Parlamentsarbeit müssen sich nicht ausschließen. Doch damit es nicht nur bei symbolischen Momenten bleibt, braucht es mehr. Wenn der Bundestag oder jedes andere Unternehmen tatsächlich ein familienfreundlicher Arbeitgeber sein will, muss er Strukturen schaffen, die Eltern im Alltag unterstützen. Wir haben uns angeschaut, was von Great Place To Work ausgezeichnete Arbeitgeber zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbieten.

Was jedes Unternehmen tun kann

  • Kinderfreundliche Räume in den Firmengebäuden: Spielbereiche oder Eltern-Kind-Büros ermöglichen es, dass Kinder im Notfall mitgebracht werden können, ohne dass die Arbeitsabläufe leiden.
  • Flexible Arbeitszeitmodelle: Klare, planbare Zeiten sowie Teilzeitoptionen erleichtern es, Beruf und Familie zu vereinbaren.
  • Homeoffice-Optionen für Mitarbeitende: Gerade in Betreuungsnotfällen ist dies eine echte Entlastung – und zeigt, dass moderne Arbeitsrealitäten anerkennt werden.
  • Still- und Ruheräume: Hygienische, ruhige Orte mit Ausstattung für Mütter sind ein starkes Signal, dass Elternschaft nicht als „Störung“, sondern als Teil des Arbeitslebens gesehen wird.
  • Unterstützung bei Weiterbildung: Flexible Formate, Mentoring und Kinderbetreuung während Workshops helfen Eltern, ihre berufliche Laufbahn nicht hintanzustellen.

Weitere Bausteine für echte Familienfreundlichkeit

  • Regelmäßige Kommunikation während Elternzeit: Auch während der Abwesenheit bleiben Mitarbeitende durch interne Updates, Newsletter oder Briefings eingebunden.
  • Notfall-Kinderbetreuung: Kooperationen mit lokalen Einrichtungen oder kurzfristige Betreuungsangebote entlasten Eltern in akuten Situationen massiv und verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
  • Gesundheits- und Präventionsangebote: Programme speziell für frischgebackene Eltern – von Rückbildungskursen bis zu mental-health-Angeboten – fördern nachhaltige Arbeitsfähigkeit.
  • Integration von Unterstützungspersonal: Temporäre Babysitter- oder Betreuungspools können es ermöglichen, dass Eltern wichtige Sitzungen konzentriert wahrnehmen.
  • Familienfreundliche Aufstiegschancen: Beförderungsprozesse und Angebote für Weiterbildung sollten so gestaltet sein, dass Elternzeit oder reduzierte Arbeitszeit nicht zum Karriereknick führen.

Ungewöhnliche, aber inspirierende Ideen

Auch über die klassischen Maßnahmen hinaus gibt es spannende Ansätze, die zeigen: Familienfreundlichkeit lässt sich kreativ denken – und können Arbeitgeber besonders attraktiv machen.

  • Aufstockung des Elterngeldes auf das volle Nettoentgelt: Zusätzliche Mittel mindern finanzielle Sorgen und erlauben es Eltern, sich in den ersten Monaten ganz auf ihre Familie zu konzentrieren.
  • Kinderbetreuung am Arbeitsplatz: Eigene Kita- oder Betreuungsangebote im Unternehmen verschaffen Mitarbeitenden enorme Flexibilität.
  • Eltern-Fonds für langfristige Unterstützung: Ein solidarischer Fonds kann Eltern fördern, die nach der Geburt in Teilzeit weiterarbeiten.
  • Individuelle Unterstützung bei Dienstreisen: Gerade für Eltern mit besonderen Betreuungssituationen ist das eine praxisnahe Hilfe.
  • Baumspendeprogramm für Neugeborene: Für jedes Kind, das im „Team“ geboren wird, könnte ein Baum gepflanzt werden – ein Symbol für Nachhaltigkeit und Zukunftsverantwortung.

Fazit

Der Bundestag hat gezeigt, dass Kinder in seinen Räumen willkommen sein können. Aber echte Familienfreundlichkeit entsteht nicht durch schöne Bilder, sondern durch Strukturen. Arbeitgeber, die Wert legen auf eine hohe Mitarbeiterorientierung sollten diesem Beispiel folgen und es sogar noch besser machen, Es ist Zeit, dass Arbeitsbedingungen so zu gestalten, wie es von der Gesellschaft erwartet wird: familienfreundlich, flexibel und zukunftsorientiert.

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Was zeichnet sehr gute Arbeitgeber für Eltern mit kleinen Kindern aus?

Sehr gute Arbeitgeber zeigen sehr viel Flexibilität in der Vereinbarkeit von beruflichen und familiären Aufgaben, z.B. durch flexible Arbeitszeitmodelle, Home-Office-Möglichkeiten oder kinderfreundliche Räume im Unternehmen. Sie unterstützen junge Eltern in ihrer beruflichen Entwicklung, so dass Elternschaft bzw. insbesondere Mutterschaft zu einer Karrierebremse wird. Sie vermitteln Eltern Wertschätzung und sind bei kurzfristigen Engpässen in der Kinderbetreuung für ihre Mitarbeitenden da.

Was sind gute Unterstützungsangebote für Eltern, die nach einer Geburt ins Unternehmen zurückkehren?

Zunächst ist es wichtig, dass der Kontakt zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden während der Elternzeit nicht abreißt. Verbreitet sind außerdem Gesundheits- und Präventionsangebote für frischgebackene Eltern – von Rückbildung bis zu Mental Health Angeboten. Still- und Ruheräume im Unternehmen wie eine Notfall-Kinderbetreuung sind genauso denkbar wie besondere finanzielle Unterstützung, etwa durch Aufstockung des Elterngelds oder einen Fonds, der Eltern bei besonderen Belastungen unter die Arme greift.

Wie kann die Karriere von Müttern nach der Geburt gefördert werden?

Wichtig ist es zunächst, dass im Unternehmen ein Bewusstsein dafür entsteht, dass die Vereinbarung von Karriere und Familie mit besonderen Herausforderungen verbunden ist. Ein Mentoringprogramm für junge Mütter ist eine geeignete Maßnahme, um die berufliche Entwicklung zu unterstützen. Beförderungsprozesse und Angebote für Weiterbildung sollten so gestaltet sein, dass Elternzeit oder reduzierte Arbeitszeit nicht zum Karriereknick führen.

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