Von „People First“ zu „Person First“

Personen klatschen zusammen in die Hände vor Freude

Autor

Isha Pandit

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Ist mit hybrid arbeiten lediglich das remote Arbeiten zu beliebigen Zeiten gemeint? Nein. Es geht um mehr Vertrauen, weniger Kontrolle und ein menschenorientiertes Mindset. Laut unserer Studie „Hybrides Arbeiten – gekommen um zu bleiben“ mit der IHK Südlicher Oberrhein besteht eine deutliche Tendenz, die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu berücksichtigen und die Entfaltung des individuellen Potenzials stärker zu fördern.

Vor mehr als drei Jahren zeichnete sich eine bisher beispiellose Krise ab. Die Corona-Pandemie brachte radikale Veränderungen im Alltag mit sich. Neben Masken, Abstandsregeln und Lockdowns wurde auch die Pflicht zum Arbeiten im Homeoffice für viele Mitarbeitende zum festen Bestandteil des täglichen Lebens. Diese Maßnahme hat rasante Veränderungen in die heutige Arbeitswelt gebracht und New Work-Trends wie nie zuvor beschleunigt.

Selbstorganisation und hohe Produktivität

Die Arbeit im Homeoffice hat verdeutlicht, dass ein Arbeitsplatz in der heutigen Zeit mit modernen Kommunikationslösungen via Internet und Smartphone schnell in den eigenen vier Wänden unabhängig vom Büro eingerichtet werden kann. In einer Repräsentativstudie von Great Place to Work® Deutschland in Zusammenarbeit mit der IHK Südlicher Oberrhein „Hybrides Arbeiten – gekommen um zu bleiben“ (März 2022) gab knapp die Hälfte an, dass ihr Arbeitsplatz remotefähig ist. Durch den Wegfall des Arbeitsweges konnten Mitarbeitende die gewonnene Zeit effektiver nutzen. Dies führte dazu, dass sie den Tag weniger gestresst begannen und ihre Aufgaben entspannter und konzentrierter angehen konnten. Dass Mitarbeitende im Homeoffice produktiver sind, belegt ebenfalls unsere Studie. Die Mehrheit der Befragten (56%) gab an, dass sie remote produktiver als im Unternehmen arbeiten. Das Arbeiten im Homeoffice ermöglicht vielen, Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen. Unserer Studie zufolge stimmten 62% der Befragten der Aussage „Das Arbeiten im Home Office ist für mich angenehmer und weniger belastend als im Unternehmen“ zu. Durch die flexible Zeiteinteilung ist alles umsetzbar, von Handwerksterminen bis zu einem belebenden Spaziergang in der Mittagspause.

Homeoffice Statistik von Great Place to Work

Mehr Vertrauen und weniger Kontrolle

Die Ausnahmesituation, die infolge der Pandemie entstand, lenkte die Arbeitswelt darauf, dass wir alle, unabhängig von unserer beruflichen Position, im gleichen Boot sitzen. Laut einer Studie von HR Pepper (2020, „Schöne neue Welt“) hat die Pandemie in vielen Unternehmen ein hohes Maß an Solidarität gefördert und somit eine allgemeine Vertrauenskultur in der Arbeitswelt geschaffen. Das Vertrauen durch die Vorgesetzten trug mehr zur Autonomie in der Arbeit bei und die Mitarbeitenden empfanden dies als eine befreiende Atmosphäre, da nicht jeder kleine Arbeitsschritt überwacht wurde. Die Key Findings des Ipsos-White Papers „Corona als Katalysator der Transformation“ (2020) besagen, dass Unternehmen durch die Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden auch ein erhebliches Vertrauen bei diesen aufgebaut haben. Wenn die Mitarbeitenden wahrnehmen, dass Maßnahmen zu ihrem Vorteil getroffen werden, verhalten sie sich dem White Paper zufolge ebenfalls vertrauensvoll und kooperativ.

Auch gemäß dem Great Place to Work® Modell, das die Grundlage unserer Mitarbeiterbefragung bildet, zeichnet sich ein sehr guter Arbeitsplatz allen voran dadurch aus, dass Mitarbeitende denen vertrauen, für die sie arbeiten. Aus den fünf Dimensionen Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und Teamgeist unseres Modells, gehören die ersten drei und damit der größte Teil der Dimensionen zum Aspekt Vertrauen.

Ein menschenorientiertes Mindset

Die disruptiven Veränderungen, welche die Pandemie mit sich brachte, haben sich für die Mitarbeitenden in großem Maße als positiv erwiesen. Es besteht eine deutliche Tendenz, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen und die Entfaltung des individuellen Potenzials stärker zu fördern. Außerdem betreten derzeit auch junge Menschen, die zur sogenannten Generation Z gehören, den Arbeitsmarkt. Sie bringen deutlich andere Erwartungen und Werte als ihre Vorgängergenerationen mit. Diese Generation zeichnet sich durch Neugier und Offenheit aus. Für sie steht Unabhängigkeit im Vordergrund und somit auch die Work-Life-Balance. Die Höhe des Gehalts ist weniger wichtig als Selbstverwirklichung, Arbeitsfreude und ein angenehmes Arbeitsklima. Dies wird auch in einer Langzeitstudie der Universität Konstanz („Konstanzer Homeoffice- Studie“, 2021) bestätigt, bei der ein Sechstel der Befragten zwischen 18 und 35 Jahren angaben, dass Homeoffice für sie so wichtig sei, dass sie sogar Gehaltseinbußen dafür in Kauf nehmen würden. Der Mensch, der während der Corona-Pandemie in den Mittelpunkt gerückt ist, wird bei der Arbeit als der wichtigste Faktor betrachtet. Die Mitarbeitenden betrachten sich nicht länger als ein Teil der Masse, sondern wollen ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche äußern und von ihrem Unternehmen gehört werden. Diese Tendenz ist in den Jahren nach dem Beginn der Pandemie deutlich zu erkennen. Laut unserer Great Place to Work® Studie (März 2022) möchten fast alle Befragten zukünftig remote arbeiten, wenn ihr Job dies zulässt – überwiegend in hybriden Arbeitsmodellen.

Remote Arbeiten Kreisdiagramm von Great Place to Work

Der Approach für die Zukunft

Gewiss hat die Pandemie die Welt auf den Kopf gestellt, jedoch hat sie auch zahlreiche Experimente in der Arbeitswelt ausgelöst. Sei es Homeoffice, Videokonferenzen oder flexible Arbeitszeiten – all diese Experimente haben die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. Wichtig ist es auch zu verstehen, dass Mitarbeitende die während der Pandemie gewonnenen Freiheiten und Entscheidungsmöglichkeiten bezüglich ihrer Arbeit- und Arbeitsweise nicht mehr missen wollen und auch im Zweifel den Arbeitsplatz wechseln, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Um mit diesem Wandel Schritt zu halten, ist es unabdingbar, dass Unternehmen herausfinden, was ihre Mitarbeitenden wollen und ihnen dementsprechend passende Arbeitsmodelle ermöglichen. Bei der Entwicklung solcher Modelle sollte darauf geachtet werden, dass der One-size-fits-all-Ansatz an Bedeutung verloren hat. Individuelle Bedürfnisse brauchen individuelle Lösungen. Dabei sollten Faktoren wie Räumlichkeiten, Gegebenheiten, Lebenssituation und letztendlich die eigene Persönlichkeit des Mitarbeitenden in Erwägung gezogen werden. Beispielsweise für die Mitarbeitenden, die ortsunabhängig arbeiten wollen, sollten Gesetze und Regeln geprüft werden, die ihnen das Arbeiten auch im Nicht-EU-Ausland ermöglichen. Ebenfalls sollten sich Unternehmen damit auseinandersetzen, welche neue Bedeutung bestimmten Aspekten der Arbeit wie dem Büro in der letzten Zeit beigemessen wird und dementsprechend Best Practices entwickeln. Eine starke Orientierung an den individuellen Bedürfnissen und Freiheiten sowie an der beruflichen Entfaltung der Mitarbeitenden ist der Weg, um mit der Transformation in der Arbeitswelt auch nach der Pandemie umzugehen.

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