Warum bietet eine neurowissenschaftliche Perspektive faszinierende Einblicke in die Dynamik von Vertrauen am Arbeitsplatz?

Frau mit Brille und Technologie

Autor

Christoph Justen

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„Vertrauen ist wie die Luft zum Atmen – wenn es vorhanden ist, merkt es niemand, wenn es fehlt, merkt es jeder.“ – Warren Buffett (US-amerikanischer Investor und Unternehmer) Im Rahmen unserer Great Place to Work®-Befragung kann Vertrauen als einer der wichtigsten, wenn nicht sogar als der wichtigste Faktor für die Schaffung einer exzellenten und damit vertrauensvollen Arbeitsplatzkultur angesehen werden. Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist Vertrauen eng mit der Funktionsweise des Gehirns verknüpft und kann sich positiv auf unser Wohlbefinden und die kollegiale Zusammenarbeit am Arbeitsplatz auswirken. Erfahren Sie, wie neuronale Prozesse die Entstehung, Festigung und Auswirkungen von Vertrauen im beruflichen Umfeld beeinflussen können. Darüber hinaus stellen wir Ihnen Best Practices vor, die Ihnen dabei helfen, eine vertrauensvolle Arbeitsplatzkultur auf ein exzellentes Niveau zu heben.

Mit Oxytocin zu vertrauensbasierten Arbeitsbeziehungen

Oxytocin, auch „Bindungshormon“ genannt, wird im Gehirn bei sozialen Interaktionen ausgeschüttet, insbesondere bei solchen, die mit Vertrauen und Bindung zu tun haben. Als Neurotransmitter wird Oxytocin im Hypothalamus gebildet und von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet. Es wirkt also direkt im Gehirn. Über die Blutbahn gelangt es als Hormon in den Körper. Oxytocin hat einen positiven Einfluss auf die Bereiche Empathie, Bindung und Kooperation, die für die Vertrauensbildung am Arbeitsplatz unerlässlich sind. Oxytocin senkt nachweislich das Stressniveau und fördert somit das Wohlbefinden, wodurch ein unterstützendes, harmonisches und vertrauensvolles Arbeitsumfeld geschaffen werden kann. Darüber hinaus beeinflusst Oxytocin nicht nur die Person, der Vertrauen geschenkt wird, sondern auch die Person, die Vertrauen schenkt. Wenn beispielsweise Führungskräfte ihren Mitarbeitenden vertrauen, kann dies auf beiden Seiten zur Ausschüttung von Oxytocin führen, was das Vertrauen und die Zusammenarbeit im Team stärkt und somit ein positives Miteinander bzw. Arbeitsumfeld fördert. Die  Führungskräfteentwicklung ist hier eine zentrale Stellschraube, an der Sie drehen können, um Ihre Arbeitsplatzkultur nachhaltig exzellent und vertrauensvoll zu gestalten.

Wie Vertrauen unser Gehirn und somit die Arbeitsplatzkultur beeinflusst

Darüber hinaus weisen Forschungsergebnisse darauf hin, dass der Aufbau von Vertrauen nicht nur von Oxytocin abhängt, sondern auch mit spezifischen neuronalen Aktivitätsmustern bestimmter Hirnareale wie dem präfrontalen Cortex (Teil des Frontallappens der Großhirnrinde) und dem limbischen System, hier vor allem der Amygdala (Mandelkern), einhergeht. Der präfrontale Cortex wird unter anderem im Kontext von Entscheidungsfindung, Problemlösung und Sozialverhalten aktiviert, während die Amygdala eine wesentliche Rolle bei der Verarbeitung und Speicherung von Gedächtnisinhalten sowie bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere Angst und Vertrauen, spielt. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihnen vertraut wird, wird der präfrontale Cortex aktiviert, was zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten (z.B. Entscheidungsfindung) führt. Vertrauen wirkt sich somit nicht nur auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern auch auf die Innovationsfähigkeit und den Erfolg des Unternehmens aus und ist somit ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor in der Arbeitswelt. So kann Vertrauen nicht nur bei einzelnen Mitarbeitenden, sondern auch bei ganzen Teams zu mehr Kreativität und besserer kollegialer Zusammenarbeit führen. Mehrere Studien konnten zudem zeigen, dass Vertrauen einen signifikanten Einfluss auf das neuronale Aktivierungsmuster der Amygdala hat, was auf ihre aktive Rolle bei der Bewertung und Reaktion auf Vertrauenssituationen hinweist. Wenn Vertrauen aufgebaut wird, nimmt die Aktivität der Amygdala ab, was als Gefühl der Sicherheit wahrgenommen wird. Dies hilft uns, an positiven sozialen Interaktionen teilzunehmen und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Umgekehrt erhöht sich die neuronale Aktivität der Amygdala bei fehlendem Vertrauen, was zu negativen Gefühlen wie Angst, Unsicherheit und Stress führt. Dies kann sich mittelfristig negativ auf unser Wohlbefinden und unsere Fähigkeit, zusammenzuarbeiten und produktiv zu sein, auswirken.

So bauen Sie eine Vertrauenskultur auf

Vertrauen am Arbeitsplatz hat eine neurowissenschaftliche Grundlage, die sich auf die Funktionsweise des Gehirns auswirkt bzw. davon abhängt und das Verhalten und die Leistung der Mitarbeitenden positiv beeinflusst. Paul Zak (2017) fasst dies wie folgt zusammen: „Letztlich fördert man Vertrauen, indem man eine klare Richtung vorgibt, den Mitarbeitenden alles zur Verfügung stellt, was sie zur Erledigung der Aufgabe benötigen, und ihnen dann aus dem Weg geht“. Organisationen, die vertrauensbildenden Maßnahmen Priorität einräumen, können so ein positives Arbeitsumfeld schaffen, das nachweislich die kollegiale Zusammenarbeit, das Gefühl der Wertschätzung in Kombination mit Sicherheit und Unterstützung sowie das Wohlbefinden und den Gesamterfolg der Organisation fördert. Es lohnt sich also aus vielen Gründen, mehr Zeit und Ressourcen in die Vertrauenskultur Ihres Unternehmens zu investieren.

Die folgenden Best Practices  unserer ausgezeichneten Arbeitgeber können dabei helfen, eine auf neurophysiologischen Erkenntnissen basierende Vertrauenskultur am Arbeitsplatz effektiv zu gestalten bzw. zu fördern und aufrechtzuerhalten:

Förderung des Zugehörigkeits- bzw. Gemeinschaftsgefühls
Individuelle Handlungsspielräume als “Motivator”, d.h. Motivation durch variable Gestaltung der Tätigkeitsausübung à la “Viele Wege führen nach Rom”.
Spielräume bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen, z.B. flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Möglichkeiten, als “Energieschub” für die Leistungsbereitschaft
Neugierig geworden? Wir unterstützen Sie gerne auf dem Weg zu einer nachhaltig exzellenten Arbeitsplatzkultur! Mehr über unser Konzept und unsere Mission erfahren Sie hier.

Quellen

Haas, B.W., Ishak, A., Anderson, I.W. & Filkowski, M.M. (2015). The tendency to trust is reflected in human brain structure. NeuroImage, 107, 175–181. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2014.11.060

Johannsen, R. & Zak, P. J. (2021). The neuroscience of organizational trust and business performance: Findings from United States working adults and an intervention at an online retailer. Frontiers in Psychology, 11(57945), 1–12. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.579459

Zak, P. J. (2017). The Neuroscience of trust. Harvard Business Review, 1, 84–90. https://hbr.org/2017/01/the-neuroscience-of-trust

Zak, P. J. (2018). The neuroscience of high-trust organizations. Consulting Psychology Journal: Practice and Research, 70(1), 45–58. https://doi.org/10.1037/cpb0000076

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