Was Pflegekräfte wirklich brauchen: Mehr Gehalt oder Reduktion der Arbeitsbelastungen?

Frau sind frustriert auf dem Boden

Autor

Theresa Süß

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Der Fachkräftemangel ist ein allgegenwärtiges Thema, das viele Branchen betrifft. Doch insbesondere in der Pflege fehlt es an qualifizierten Kräften: Auf 100 offene Stellen kommen hier lediglich 33 arbeitssuchende Pflegekräfte. Insgesamt fehlen rund 25.000 Fachkräfte – ein enormes Ausmaß. In der Politik wird daher häufig diskutiert, wie die Situation verbessert werden kann. Dabei wird sich jedoch fast ausschließlich auf den Aspekt der Bezahlung konzentriert. Und während dieser Aspekt definitiv Aufmerksamkeit verdient, sollte er dennoch nicht isoliert betrachtet werden. Ein höheres Gehalt kann nicht die einzige Lösung sein, um Fachkräfte zu binden. Es muss deutlich mehr passieren, damit Pflegekräfte gesund und gerne bei ihrem Arbeitgeber und in ihrem Beruf verbleiben.

Woran gearbeitet werden muss

Anhand von Great Place To Work® Mitarbeiterbefragungen im Rahmen der Benchmarkstudie „Beste Arbeitgeber Gesundheit und Soziales“ lassen sich unterschiedliche Ansatzpunkte zur Verbesserung der Situation von Pflegekräften identifizieren. Folgende Themen nehmen dabei einen besonders hohen Stellenwert ein:

  1. Arbeitsbedingungen
    Hierbei geht es um die problematischen Rahmenbedingungen, mit denen sich Pflegekräfte häufig konfrontiert sehen. Unzureichende Bezahlung, hohe Belastungen, wenig Entwicklungsmöglichkeiten und Arbeitszeiten, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Privatem erschweren, sind Faktoren, die eine Bindung von Arbeitnehmenden beeinträchtigen.
  2. Führung und Unternehmenskultur
    Dazu gehören sowohl Vertrauen als auch Wertschätzung, aber auch Führung im Alltag: Arbeiten wir in der Organisation gut und gerne zusammen? Wie werden interne Informationen vermittelt und koordiniert?
  3. Moralische Verletzungen
    In diesem Punkt spielen die Werte der Mitarbeitenden sowie das Berufsethos eine erhebliche Rolle. Insbesondere in der Pflege ist die Passung der persönlichen Werte mit den Anforderungen im Arbeitsalltag von enormer Bedeutung.

Diese Faktoren stellen die hauptsächlichen Treiber für die Bindung und das Engagement von Pflegekräften dar. Engagement manifestiert sich im Arbeitskontext insofern, als dass Mitarbeitende ihr Bestes geben können und wollen und ihren Arbeitgeber gern weiterempfehlen.

Personalmangel als größte Herausforderung

Was wünschen sich Pflegekräfte tatsächlich von ihren Organisationen? Vergleicht man die Angaben aus den Befragungen von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen mit jenen aus anderen Branchen, wird eines sofort deutlich: Personalmangel ist das Kernproblem. Am häufigsten sagen die Mitarbeitenden in der Pflege, dass mehr Personal notwendig ist, um die eigene Arbeit gut machen zu können und Belastungen zu reduzieren. Bei keinem anderen Faktor unterscheiden sich die Angaben so stark zwischen den Branchen. Mehr Personal ist dabei vielen noch wichtiger als eine bessere Bezahlung. Aktuell besteht jedoch die Herausforderung genau darin, dass potenzielle Fachkräfte Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser als attraktive Arbeitsplätze ansehen.

Unterschiede zwischen Ärzt*innen und Pflegekräften

Bei Betrachtung der drei Hauptfaktoren zur Verbesserung der Situation im Gesundheitswesen zeigt sich, dass sich die Ansichten zwischen den Pflegekräften, dem ärztlichen Dienst und Angestellten der Verwaltung hinsichtlich vieler Aspekte nicht signifikant unterscheiden.
Eine erhebliche Distanz offenbart sich jedoch bei Themen, die das Berufsethos des Pflege-Personals betreffen. Zurückzuführen ist dies vermutlich auf den Zielkonflikt zwischen den Berufsgruppen: Einerseits möchten Pflegekräfte und Ärzt*innen kranke und pflegebedürftige Menschen bestmöglich versorgen. Andererseits steht auf Führungsebene die Verfolgung betriebswirtschaftlicher Ziele im Fokus. Dieser moralische Konflikt scheint zudem in Krankenhäusern deutlich stärker ausgeprägt zu sein als in Pflegeeinrichtungen.

Arbeitsbelastungen reduzieren – aber wie?

Aus der Befragung von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen wird klar deutlich: Eine gerechte Bezahlung ist notwendig, aber sie ist kein Game Changer. Um Fachkräfte binden zu können, sind Entlastungen durch mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen von entscheidender Bedeutung. Einrichtungen der Gesundheit und Pflege müssen sich zunächst mit dem Zielkonflikt zwischen Berufsethos und Wirtschaftlichkeit auseinandersetzen. Welche Ansatzpunkte außerdem angegangen werden müssen und wie die Unternehmenskultur effektiv und nachhaltig weiterentwickelt werden kann, berichtet unsere Studie zum Thema Förderung des Engagements von Pflegekräften.

 

Laden Sie hier die Studie herunter.

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