Wechseljahre als Business Case: Wie Unternehmen erfahrene Fachkräfte halten

Autor

Irene Pfaff

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Ein stilles Thema – mit messbaren Folgen

In vielen Unternehmen wird mittlerweile aktiv über Diversität, Vereinbarkeit und psychische Gesundheit gesprochen. Doch ein Thema bleibt in der Arbeitswelt oft ein Tabu: die Wechseljahre. Ein Lebensabschnitt, der jede Frau betrifft – und zwar meist genau dann, wenn sie beruflich auf dem Höhepunkt ist.

Die Folge: Frauen mit jahrzehntelanger Erfahrung kämpfen im Stillen mit Schlaflosigkeit, Hitzewallungen, Konzentrationsproblemen oder Stimmungsschwankungen. Und nicht selten führt das zu Arbeitsausfällen oder sogar zur inneren Kündigung.

Was viele unterschätzen: Die Wechseljahre sind längst ein Business Case – und eine echte Chance für strategisches HR.

Warum Unternehmen aktiv werden sollten

Die Ergebnisse der Studie „MenoSupport“ der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) weisen auf negative soziale und ökonomische Folgen hin:

  • Fast Dreiviertel der betroffenen Frauen leiden unter körperlicher und geistiger Erschöpfung.
  • Jede Vierte reduziert ihre Arbeitsstunden.
  • 18 % wechselten ihren Arbeitsplatz.
  • 19 % der über 55-Jährigen entschieden sich, früher in den Ruhestand zu gehen.
  • 4% erleben eine wechseljahresfreundliche Arbeitskultur.

Diese Zahlen zeigen: Wer die Wechseljahre ignoriert, riskiert Leistungseinbußen, Wissensverlust und Fluktuation – besonders bei einer Generation, die oft Führungserfahrung und Schlüsselkompetenzen mitbringt.

Der Wunsch nach Vorruhestand ist selten rein biologisch bedingt – oft wirken psychische, soziale und berufliche Faktoren zusammen. Arbeitgeber sollten diese Vielschichtigkeit erkennen und nicht vorschnell auf „Hormonprobleme“ reduzieren.

Die wirtschaftliche Dimension – der Business Case im Überblick

1. Kosten durch Präsentismus und Fehlzeiten

Symptome wie Erschöpfung oder Schlafmangel führen nicht zwingend zu Krankmeldungen – aber oft zu „Dienst nach Vorschrift“. Die Folge: schleichender Produktivitätsverlust.

2. Fachkräftebindung in Zeiten des demografischen Wandels

Gerade Frauen über 45 sind oft in Leitungsfunktionen oder in Schlüsselrollen tätig. Ihr Wissen ist schwer ersetzbar – ein Verlust bedeutet hohe Rekrutierungskosten.

3. Wettbewerbsvorteil durch moderne Unternehmenskultur

Wer Frauengesundheit im Unternehmen ernst nimmt, stärkt nicht nur das Employer Branding, sondern zeigt auch Haltung in Sachen Gleichstellung und Inklusion.

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Was HR konkret tun kann:

Strategische HR-Arbeit bedeutet: Risiken erkennen, Mitarbeitende stärken und nachhaltige Strukturen schaffen. Hier sind vier zentrale Hebel:

1. Sensibilisieren

  • Schulungen für Führungskräfte: Wie erkenne ich, wenn Mitarbeiterinnen Unterstützung brauchen?
  • Infomaterial oder Awareness-Kampagnen: Wechseljahre enttabuisieren – intern wie extern.

2. Arbeitsbedingungen anpassen

  • Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Möglichkeiten bei belastenden Symptomen
  • Rückzugsräume oder klimatisierte Zonen

3. Gesundheitsangebote ausbauen

  • Zugang zu medizinischer Beratung (z. B. Gynäkologie, Hormonspezialisten)
  • Workshops, Coachings oder digitale Programme zu Ernährung, Schlaf & Selbstfürsorge

4. Netzwerke & offene Gesprächskultur fördern

  • Interne Frauennetzwerke oder Peer-Gruppen
  • HR als Ansprechpartner*in für vertrauliche Gespräche

Fazit: Wechseljahre aktiv anzugehen, ist wirtschaftlich klug

Wer Wechseljahre am Arbeitsplatz offen thematisiert, zeigt nicht nur Empathie, sondern wirtschaftliche Weitsicht.
Denn es geht nicht um Rücksichtnahme allein – sondern um den strategischen Erhalt von Erfahrung, Stabilität und Fachwissen.

Unternehmen, die jetzt handeln, sind nicht nur Vorreiter in Sachen Gleichstellung – sondern sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt.

Great Place To Work Deutschland® fördert Unternehmen, die eine vertrauensvolle und inklusive Unternehmenskultur leben. Die Anerkennung als „Great Place To Work“ kann durch die Implementierung von Maßnahmen zur Unterstützung von Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren weiter gestärkt werden. Dies zeigt nicht nur Engagement für die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch für eine nachhaltige und inklusive Unternehmenskultur.

Fragen Sie sich: Wie wechseljahresfreundlich ist Ihre Unternehmenskultur? Zeit, den nächsten Schritt zu gehen – Ihre Mitarbeiterinnen (und Ihr Unternehmen) werden es Ihnen danken. 

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