Work from Anywhere – wie funktioniert das? Die Erfahrungen des IT-Unternehmens Qaware

Natur und Berg

Autor

Isha Pandit

Karsten Schulte-Deußen

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In der sich schnell entwickelnden Arbeitswelt hat sich “Workation” als ein Gamechanger etabliert. Erfahren Sie in diesem Blogartikel, was es mit der Verschmelzung von Arbeit und Urlaub auf sich hat und wie QAware, ein führendes IT-Unternehmen aus München, dieses Konzept nahtlos in seine Unternehmenskultur integriert hat. Mit einem Schwerpunkt auf Vertrauen, Flexibilität und Innovation ermöglicht QAware seinen Mitarbeitenden, von überall aus zu arbeiten, fördert persönliches Wachstum und stärkt das Team. Workation ist nicht nur ein vorübergehender Trend, sondern hat sich als ein transformativer Ansatz zur Arbeit erwiesen, der sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen zugutekommt.

Workation ist kein neuer Begriff für digitale Nomaden. Im Jahr 2020 wurde das clevere Schachtelwort, das sich aus „Work“ (Arbeit) und „Vacation“ (Urlaub) zusammensetzt, laut Oxford English Dictionary 500% mehr als zuvor benutzt. Es mag einfach sein, zwei willkürliche Wörter miteinander zu verbinden, aber ist es genauso einfach, die hinter den Wörtern verborgenen Bedeutungen und Inhalte miteinander zu kombinieren? Auf den ersten Blick widersprechen sich die Begriffe „Arbeit“ und „Urlaub“. Das eine scheint dem anderen in den Weg zu kommen. Trotzdem zeigen Studien wie die aktuelle ADAC-Tourismusstudie (2023), dass bei zwei Drittel der Berufsstätigen, bei denen Workation grundsätzlich möglich wäre, das Interesse an dem Angebot sehr hoch ist.

Ein Pionier in Sachen Workation ist der Software-Entwickler QAware aus München. Das Unternehmen hat rund 200 Mitarbeitende und zählt seit dem Jahr 2015 zu Deutschlands Besten Arbeitgebern, den Besten Arbeitgebern in der ITK sowie Bayerns Besten Arbeitgebern. Es bietet seinen Mitarbeitenden seit Dezember 2020 Workations an. Dies geschieht im Rahmen eines Konzepts, in dem Präsenz und hybrides Arbeiten – auch bei einer Workation – gleichwertig sind und das die Bedürfnisse von Mitarbeitenden, Kund*innen und QAware bestmöglich berücksichtigt. Die Prinzipien für hybrides Arbeiten geben allen Mitarbeitenden die Freiheit, für sich selbst die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen, die für produktives und gesundes Arbeiten benötigt  werden.

Freiheit jenseits des Orts und der Zeit

Der Kulturwissenschaftler Christoph Herzog meint: „Der Arbeitsplatz ist nicht länger ein Ort. Er ist einfach da, wo wir produktiv sind“. Diese Aussage bestätigt die Erfahrung von Tetiana Teplynska, Projektleiterin bei QAware. Sie ist selbst eine der Pionier*innen, die das Angebot von Workation seit seinem Anfang in Anspruch genommen haben. Sie war mehrmals in Europa, aber ebenfalls in ihrer Heimat in der Ukraine und zweimal sogar in Asien.  Über ihre Zeit auf Bali erzählte sie begeistert: „Die zwei Monate kann ich einfach jedem ans Herz legen. Die Zeitverschiebung von sechs Stunden fand ich für mich sehr angenehm: Der Arbeitstag begann gegen 15 oder 16 Uhr mit einem Daily mit meinem Team. Vorher war Zeit für mich, z.B. um etwas zu unternehmen wie ein Ausflug zum Wasserfall, ein besonderes Lunch, ein Yoga Studio Besuch oder eine Massage. Am Nachmittag bzw. frühen Abend konnte ich in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre arbeiten, was ich als sehr produktiv empfunden habe.“

Insgesamt 65 Workations (Stand März 2023) sind von QAware bisher verzeichnet worden. Sie dauern in der Regel von einer bis zwölf Wochen. Wie kommt es zustande, dass in weniger als drei Jahren so viele Angebote von den Mitarbeitenden genutzt wurden? Eine klare Antwort dazu haben wir von Sabine Lange, der Personalreferentin von QAware, bekommen: „QAware begegnet allen Mitarbeitenden mit sehr viel Vertrauen. Das bedeutet, dass sie eigenverantwortlich ihrer Arbeit, sei es von zu Hause aus oder während der Workation, nachgehen können. Als Unternehmen haben wir nur positive Erfahrungen damit gemacht.“

Mitarbeiterentwicklung durch Selbstentfaltung

Das Reisen bringt einen frischen Wind im Alltag. Der bisher unbekannten Kultur, der wirtschaftlichen Lage des Ortes sowie der Denkweise der Menschen dort ausgesetzt zu sein, erweitert stets unsere mentalen Horizonte und gibt uns immer wieder eine neue Perspektive. Eine schöne Kulisse im Hintergrund kann zudem zur guten Laune beitragen. Die Motivation steigt und die Kreativität fließt. Oft lassen sich Beobachtungen am Ort der Reise auch direkt in die Berufswelt übertragen. Vor einigen Tausend Jahren sagte selbst der römische Philosoph Seneca, „Reisen und Ortswechsel verleihen dem Geist neue Kraft.“ Diese neue geistige Kraft bzw. Weltanschauung ist ein wahrer Schatz der Mitarbeitenden, den Unternehmen durch Workation effektiv zu ihrem Vorteil auch nutzen können.

Die Personalreferentin von QAware, Sabine Lange, die zur Zeit unseres Gesprächs selbst in einer Workation in Griechenland war, erzählte: „Es ist eine unglaubliche Erfahrung. Auf einer Workation werden nicht nur die Highlights der Umgebung mitgenommen. Vielmehr bietet es die Möglichkeit, die Menschen zu erleben. Man merkt, mit welchen Dingen sie zu kämpfen haben. Nur weil es ein Urlaubsort ist, bedeutet das nicht, dass alles Gold ist, was glänzt. Das erdet und regt zum Nachdenken an!“

Pause vom Arbeitsplatz, nicht von der Arbeit

Klarerweise rückt der Arbeitsort im Rahmen einer Workation in den Hintergrund, dafür stellen sich die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden ins Zentrum. Aber es ist wichtig, dass mit dem Arbeitsort nicht die Arbeit an sich auch unwichtig wird. Wie kann man denn der Arbeit und der eigenen Freiheit zugleich gerecht werden?

Tetiana Teplynska wies darauf hin, dass eine Workation mit Realismus zu planen ist. „Die Aufgaben bleiben Aufgaben und die Arbeit muss getan werden. Das muss auch gut mit dem Team kommuniziert werden, sodass nichts runterfällt und Termine wahrgenommen werden. Ich habe mir immer zur Regel genommen, dass es meinem Team gar nicht auffällt, dass ich an einem Ort am anderen Ende der Welt arbeite. (…) Ich musste aber auch Grenzen ziehen und feste Arbeitszeiten für mich definieren, die meinen Tag ähnlich wie beim Arbeiten im Büro oder aus dem Home-Office zu Hause strukturieren…“

Neben der eigenen sorgfältigen Tagesplanung und guten Kommunikation soll auch die Organisation einer Workation früh genug geplant werden. „Es ist sehr wichtig, dass sie frühzeitig angemeldet wird. Hinter den Kulissen verbergen sich nicht nur bürokratische Schritte, die von unserer Personalabteilung übernommen werden, sondern auch der organisatorische Aspekt. Alles wird im Vorfeld mit dem Team und dem*der Vorgesetzte*n abgestimmt. Dazu gehört auch, Projekte und Aufgaben während einer Workation zu definieren“, erzählte die Personalreferentin Sabine Lange. Einfach nur nach dem Motto „Ich bin dann mal weg“ zu arbeiten, ist definitiv nicht der Ansatz von QAware.

Wichtig sind laut Tetiana Teplynska außerdem Flexibilität und Improvisationstalent. Eine Workation kann voller Überraschungen stecken – etwa was die Gestaltung des Arbeitsplatzes und die Verfügbarkeit von Internet betrifft. Hier sind Mitarbeitende unbedingt gefragt, kreative Lösungen zur Schaffung eines Umfelds, in dem man gut arbeiten kann, zu finden.

Workation mit Team? Geht klar!

Workation muss nicht unbedingt mit einem Solotrip kombiniert werden: Zusammen mit dem Team kann sich die Zeit vor allem für das Teambuilding positiv erweisen. Gemeinsames Brainstorming, kreativer Austausch und gemeinsame Freizeit stärkt den Teamspirit. So haben die Kolleg*innen von QAware im Mai 2023 für vier Tage zusammen eine Workation in den österreichischen Alpen verbracht. Nach dem Arbeitstag genossen die Kolleg*innen gemeinsame Outdoor-Erlebnisse. Sie erkundeten Gletscher, ließen sich bei kulinarischen Kochabenden verwöhnen, wanderten durch die malerische Umgebung und tauchten in spannende Videospiele ein.

Wenn man aber an Orten wie den Alpen oder in bestimmten Ländern arbeitet, in denen die benötigte technische Ausrüstung fehlt, kann es auch zu technischen Schwierigkeiten wie zum Beispiel Internetausfall kommen. Kann denn solche Eventualität vorgebeugt werden? Die Antwort von QAware ist ein klares „Ja!“. Wenn der Workation-Ort nicht ganz dem technischen Standard entspricht, stellt QAware den Mitarbeitenden das „Work-From-Anywhere“-Kit zur Verfügung. Es enthält einen Starlink, durch den sich die Mitarbeitenden auf einer Workation den besten Satellitenempfang sichern können. Zu dem Kit gehören auch ein mobiler Tisch und ein Solarpanel, das sich ausfalten lässt, falls es keine Steckdosen in der Nähe gibt. Passend zum Thema, befindet sich in dem KIT auch ein Badetuch für die Mitarbeitenden.

Workation verbindet Familien

Auch bei QAware arbeiten mittlerweile viele Menschen, die aus beruflichen Gründen oder fürs Studium nach Deutschland gezogen sind und ihre Familien nicht häufig besuchen können. Eine Workation bietet die Möglichkeit, die Arbeit außerhalb des Büros zu erledigen, Zeit mit der Familie zu verbringen und Urlaub tatsächlich für Erholung zu verwenden. Tetiana Teplynska erzählte von ihrer persönlichen Erfahrung: „Ich musste dringend in die Ukraine, weil mein Papa operiert wurde. Ich habe ihn wochenlang vor und während der Operation und auch bei der Rehabilitation (…) begleitet. Das war wohl einer der ersten Fälle, bei dem wir in der Firma Workation eingesetzt haben. (…) Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Gelegenheit damals hatte (…)“.

Hinter dem Angebot  verbergen sich viele Chancen. Eine Workation berücksichtigt nicht nur die individuellen Freiheiten, sondern Unternehmen können durch die Entfaltung der Mitarbeitenden selbst immens profitieren. Bei der Nutzung kann es zu gelegentlichen Herausforderungen kommen. Wie zum Beispiel technische Anliegen, gelegentliche Ablenkung aber auch die klare Trennung zwischen Arbeit und Erholung. Jedoch kann man diese Gegebenheiten durch vielfältige Best Practices wie das „Work-From-Anywhere“-Kit sowie durch eine gute Selbstorganisation überwinden. Indem Unternehmen ihren internationalen Mitarbeitenden die Möglichkeit einer Workation anbieten, um Zeit mit ihren Familien zu verbringen, wird den Mitarbeitenden vermittelt, dass das Unternehmen ihre Situation versteht und ihnen Unterstützung anbieten möchte. Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, sollte eine Workation nicht als vorübergehender Trend angesehen werden. Vielmehr sollte dieses Format in die Unternehmenskultur einbezogen und gezielt gefördert werden. Beispielsweise können mehrere Teamworkations mit bestimmten Zielen in einem Jahr geplant werden, damit die Mitarbeitenden auf eine neue Weise miteinander verbunden werden und mit- bzw. voneinander lernen. Workation ist ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben.

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